Newsletter
Kontakt
Contests
Sk8Mag.de > Events > Equal Athletics Fest Cup 2006, Karlsruhe  

Bericht : Miniramp : Inline (von Gerti) : Inline (von Bernhard) : Skateboard : BMX

Equal Athletics Fest Cup 2006

Das Fest

Bericht von Georg Wanek

Das Fest (v. lat. festum für das Feiern vorgesehener Zeitabschnitt) ist ursprünglich ein besonderer herausgehobener, vom Alltag unterschiedener, Zeitraum. Feste wirken - soziologisch gewendet - gemeinschaftsstiftend und gemeinschaftserhaltend. Bestimmte Rituale festigen den Zusammenhalt.

… Soviel hat mir Wikipedia, meine vertraute und freie Enzyklopädie im Internet verraten. Auch zum Fest in Karlsruhe hat mir diese org.-Seite etwas verraten:

Das Fest ist die größte kostenlose Open-Air-Veranstaltung in Deutschland und findet seit 1985 jährlich am letzten Wochenende vor den Sommerferien in der Günther-Klotz-Anlage (unmittelbar neben der Europahalle) in Karlsruhe statt. Organisiert wird Das Fest vom Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe. Etwa 150.000 bis 200.000 Menschen finden an den drei Tagen den Weg zum Fest.

Genau wie meine gleichgesinnten Freunde bin ich auch gerne auf Festen, allerdings weniger auf Konzerten, sondern zum Skateboardfahren auf Contests. Da wird meist ein Wettkampf ausgetragen, aber es geht da nicht darum jemanden zu schlagen sondern es sind Treffen wo man andere Skater trifft, sich austauscht, über Skaten labert, über Gott und die Welt labert, Spaß hat, sich mit wunderschönen Damen unterhält und wo gemeinsam gerollt wird. Man macht seine Tricks, lernt vielleicht auch neue dazu, beobachtet den anderen beim Skaten und entwickelt sich gemeinsam weiter. Eigentlich könnte man dies mehr als „Confest“ als als Contest anbieten. Wie auch immer; Die Preißler+Preißler Sport- & Eventmarketing Agentur stellt seit Jahren, im Rahmen des Fest einen Skateboard- und Inlinecontest auf die Beine mit allerhand Rahmenprogramm wie BMX-Demos, Fingerboard-Contest und Modeschau, auf der hauptsächlich weibliche Fotomodelle die neueste Streetwear auf deren bezaubernden Körpern präsentierten. Aber auch Vertreter rollender Sportarten sah man auf dem Laufstieg unter anderem Patrick Clark (Skateboarder) und Sascha Reichert (Inline).

Andere bevorzugten lieber das Planschbecken, so fand man BMX-Legende Tim Eichert, den intellektuellen Skateboardrebellen Christian Loos und seinen Buddy Christian im ø1,60 Pool; Zille und Freundin, Andi Krall und Markus Cop auf den sonnengeschützten Sofas im Backstage oder die Schönheiten von der Agentur unter den „Dunstduschen“, technologisch primitive Schläuche die eine angenehme Akklimatisierungsmöglichkeit darboten, was bei nahezu tropischen Verhältnissen wie man sie in Süddeutschland nur selten auffindet eine herrliche Alternative war. Eine andere Alternative die bis dato ebenso selten in Süddeutschland war ist FKK-Skaten, wie man es bei der Afterparty in der Karlsruher Skatehalle dargeboten bekam. Die Locals organisierten eine Party mit Freibier in großen Mengen und entsprechend der Stimmung gab es einige Skater die ganz entblößt eine Session fuhren. Dass am nächsten Tag überall Fotos dieses Geschehens herum kursierten, schien die Herren wohl auch nicht zu stören.

Soviel zum Rahmenprogramm. Kommen wir zu etwas mit sportlich höheren Ansprüchen. Den Minirampcontest. Niceguy und Karlsruhe-Local Chris Maier, der das ganze Wochenende pippifein moderierte, hat mich zum Judgen eingeladen und so hat ich das Geschehen gut verfolgen können. Da vielen mir Jo Erkmann und Nico Manz aus Karlsruhe auf, die durch cleanen Style bestachen, Alex Frank, der mit einer Mischung aus Ollies und Liptricks lange und cleanen Lines ästhetisches Skateboarden präsentierte, Thomas „Zillepopstar“ Zillhardt der richtig viele und unglaublich schnelle Tricks am Start hatte und natürlich Andi Krall, der die Miniramp mit Airs, Liptricks, Bluntvariationen etc. auseinander nahm wie kein zweiter und den Contest somit für sich entschied.

Und nun zur Halfpipe: Die von Vertical gebaute Red-Bull Rampe ist an sich eine schnelle und sehr gute Rampe, allerdings ist diese, die schon bei zahlreichen Festivals und Contests zum Einsatz kam, schon etwas in die Jahre gekommen und super rutschig. So war das Niveau bei den Qualifications nicht ganz so hoch, weil sich die Skater nicht so richtig Gas zu geben trauten. Aber eine geheime Rezeptur aus Cola, RedBull und Wasser, mit der man die Rampe aufwusch, gaben Abhilfe und es entstanden optimale Verhältnisse für einen richtig guten Jam.

Wer war dabei:

Zum Beispiel Karlsruhe Local Steffen, der das ganze Wochenende sowohl fotografierte als auch skatete oder Franzi Stolz aus Basel, die einzige Dame die an diesem Wochenende wirklich gut in Form war, oder Thomas aus Bonn, der schöne Nosegrabs und Lienairs machte die immer mehr Höhe bekamen oder Ruhrpottimport Christian Loos, der mit Liptricks wie Smithgrinds und FS-Lipslides begeisterte. Auch Jo Erkmann, der erst das fünfte Mal Vert skatete, war dabei und kam mit schönen BS-Airs und FS-Ollies bis ins Finale. Der Pechvogel im Final war Thomas Zille der beim Blunt to fakie leider hart einstecken musste. Er hatte richtig Spaß am skaten und er zeigte bei Discomukke Tricks, die sonst keiner machte, z.B. 5-0-Revert, 360-Shovits und Blunt-to-Fakie, den er zwar stand aber bei dem er zweimal dermaßen auf die Rippen slammte dass er mit großen Schmerzen, die er gut wegstecken konnte, den Contest verließ. Beeindruckend war Frankfurt-Local Markus Cop. Copi, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Skatejubiläum zelebrierte, machte Hammer-Tricks wie Onefoot-Handplants, FS-Inverts, Frigid-Airs, Lipslides, Eggplants, Lien-to-Tails und alles im schönen 80er Style. Ich hab den wirklich noch nie so abgehen gesehen wie da! Aber auch Greenramp-Local Friedrich Howey ging gut ab. Friedrich ist konsistent wie kaum ein anderer Skater, er hat viele Tricks auf Lager und bastelt Lines daraus mit denen er sich jedes Mal selber übertrifft. Auch ihm hab ich selten so abgehen gesehen wie an diesem Tag. Weil wir da gerade beim Abgehen sind. Andi Krall, die Air-Machine aus Heidelberg hat für offene Münder gesorgt. Mit Method-Airs, BS-Tweakern, Japan-Airs, FS-Stalefish und Lien-Airs ging er in Höhen wie kein anderer annähernd heran kam. Definitiv Überkopfhoch und bei manchen sogar drüber. Aber auch Gaytwists, Lestwists und Liptricks wie FS-Tailslides, Boardslides und Rock'n'Rolls hatte er dabei.

Weil Halfpipe fahren so viel Spaß macht und so faszinierend ist fuhr ich den Contest auch mit. Ich war irgendwie ausgepowert vom Rampen wischen und judgen. Im Introduction-Run hatte ich bei einen Indyair einen Slam ins Flat wo ich wie ein Stein aus vier m Höhe aufschlug. Aber ich wollte Gas geben. Auch ich fühlte mich vertraut und packte meine Tricks aus u.a. Boneless, Handplants, Tailslides, BS-Stalefish, Indy- und Stale-Gaytwists und allerhand Zeugs aus. Normal dauern Jams 20 min aber Chris Maier machte automatisch 30 und wir konnten alle nicht mehr. Und dann waren endlich diese 30&nsbp;Minuten um, und er verlängerte auf 45. Meine Kollegen und ich langten am Ende unserer Kräfte an und so probierten wir Tricks die wir eh nicht schaffen würden. Andi probierte Kickflip-Indys, in seiner Höhe richtig schön und ich probierte Kickflip-Stalefish. Andi ist auf einmal haarscharf den Kickflip-Indy abgestiegen und ich dachte mir: Wenn ich der wäre, würde ich den machen. Immerhin kenne ich Andi und im Winter übte er den Indy und ich den Stale. Aber ich dachte auch, wenn ich dieser Meinung bin, muss ich den Kickflip-Stalefish machen, sodass er den Indy machen würde. Nach zwei Bails machte ich den noch mal, mein Board flippte schön, ich fing es auf, catchte es und im Gegensatz zu ein paar tausend Versuchen in den letzten fünf Jahren stieg ich diesmal nicht ab, sondern wartete was passierte, setzte auf und fuhr die Transition rein. Mit einen Schlag war mir der Contest völlig egal und ich geriet völlig außer Rand und Band. Vor lauter Freude sprang ich in voller Montur, samt Pads, in den Swimingpool und lachte und freute mich wie ein Crackjunk im Pulverschnee! Kurze Zeit darauf ging dann auch die Jamsession zu Ende. Zille war verletzt und wurde Sechster, vor ihm der Jo, Vierter wurde der Markus Cop, ein Platz vor ihm der Friedrich Howey und dann hätte eigentlich ich kommen müssen, aber der Minirampwinner Andi Krall wurde Zweiter und ich hab gewonnen.

Irgendwie war das ganze Wochenende voll Crazy. Ein Fest halt, etwas fern vom Alltag, eine besondere Zeit, die man mit Freunden verbringt und Dinge macht die man im Alltag nicht macht. Mehrere Skater gingen über Ihre Grenzen hinaus und manche von Ihnen haben sogar Träume verwirklicht.

Es war mir ein Fest. Vielen Dank!

Georg „RampenRudi“ Wanek

Die Fotos vom Fest-Cup im Einzelnen: